Der Renn-Cruiser: Wie schnell ist die neue Segelyacht BAVARIA C38?
Es ist ein faszinierendes Experiment und noch dazu eins, welches offenbar enormen Spaß macht. Wie schnell kann eine BAVARIA‐Segelyacht der jüngsten Generation tatsächlich sein, ohne, dass das Schiff selbst verändert wird? Die Erwartungen waren hoch, als Claes Eliasson, BAVARIA‐Importeur für Norwegen und gleichzeitig ein ambitionierter Regattasegler, diesen Vorschlag machte.
Das Designteam um Maurizio Cossutti und das Team bei BAVARIA YACHTS griffen die Idee begeistert auf – vor allem, weil es wertvolle Erkenntnisse und Daten für die zukünftige Entwicklung von BAVARIA Yachten liefern wird.
Mit einer BAVARIA C38 kann man nicht nur schnell mit der Familie segeln, sondern auch Regatten gewinnen.
Dass in den Rümpfen der neuen BAVARIA C42 und C38 ein gewisses Potenzial steckt, wussten die Designer und Entwickler. „Es ist der Segelplan, der V‐Bug mit dem großen Volumen, der sorgfältig ausgearbeitete Chine, also eine Art Knickspant in Verbindung mit den Linien im Heckbereich, sowie die Kielform“, erklärte Alessandro Ganz von Cossutti Design. „Diese Eigenschaften sorgen für gute Geschwindigkeit und einfaches Handling“.
Der Turbo für ein schnelles Segelboot…
sind hochwertige Laminat-Segel.
Fahrtenyachten werden heute dazu entworfen, gut zu segeln. Vor allem aber sollen sie auch viel Komfort bieten, mit einer schönen Inneneinrichtung und weiteren Annehmlichkeiten wie beispielsweise Bugstrahlruder vorne oder einer ausklappbaren Badeplattform und einem massiven Cockpittisch achtern. Worauf es letztendlich ankommt, ist, die beste Relation von Komfort zu Geschwindigkeit zu bekommen. Denn zu viel Gewicht bremst zwar, doch andererseits sind die neuen BAVARIA YACHTS ja auch genau dafür entworfen worden, eben dieses Gewicht gut vertragen zu können.
Wie also kann man das volle Potenzial aus dem Schiff herauskitzeln, welches in den Linien, dem Rigg und dem Kiel steckt – und zwar, das war allen Beteiligten wichtig, ohne den Charakter der Yacht als Cruiser zu verlieren? Die Einrichtung zu demontieren und mit einem innen leeren Schiff zu segeln, womöglich dazu mit einem höheren Hightech‐Mast aus Kohlefasern und solche Dinge waren also nicht gefragt. Sondern nur Änderungen, die auch jeder Eigner vornehmen könnte. Und die nichts an dem eigentlichen Zweck der Yacht als gut ausgestattete, komfortable Familienyacht ändern würden.
Also bestellte Claes Eliasson bei BAVARIA YACHTS eine C38 in Standardausführung, jedoch ohne einige „schwerwiegende“ Extras. Auf das Bugstrahlruder vorne und die Badeplattform und den Cockpittisch achtern verzichtete er, an der Inneneinrichtung und der weiteren Ausstattung indes wurde nichts verändert. Selbst die elektrische Ankerwinsch mitsamt eigener Batterie im Vorschiff blieb erhalten. Auch das Rigg blieb natürlich unverändert, allerdings orderte Eliasson neue, hochwertige Segel bei seinem Büronachbarn und Segelmacher in Norwegen. Denn gute Segel sind der eigentliche Schlüssel zum Erfolg, was ja auch Søren Hansen von Elvstrøm Sails in unserem Artikel über Segel auf Seite 30 in der neuen BAVARIA LIFE Ausgabe sagt: Das Potenzial der neuen BAVARIAs sei so hoch, dass sich die Anschaffung wirklich guter Segel in jedem Fall lohne.
Wenn sie gerade nicht an einer Regatta teilnimmt, ist die BAVARIA C38 "Spirit" die meiste Zeit als perfekte Fahrtenyacht unterwegs.
Denn die machen das Schiff nicht nur schneller, sondern auch einfacher zu segeln. Die Crew war erstaunt, das Schiff bis 20 Knoten Wind noch mit der mittleren Fock segeln zu können: „Dieses Boot liebt es, viel Power im Vorsegel zu haben!“ Dafür müsse man mit zunehmendem Wind nur das Großsegel flacher trimmen. „Dann ist es ein Vergnügen, das Boot zu steuern. Das ist ein echter Vorteil beim Rennsegeln, aber auch beim Fahrtensegeln. Denn so kann man leicht steuern, auch weniger Erfahrene haben dann keine Probleme. Und falls man das Rad einmal verlassen möchte, kommt dann auch der Autopilot gut klar“, heißt es von Bord.
Und noch etwas hilft: Im Vergleich zu anderen Fahrtenyachten ist das Cockpit der C38 riesig. Das gibt Ellenbogenfreiheit zum Manövrieren mit einer vollen Regattacrew. „Ich hatte schon einige Profisegler in meiner Crew an Bord“, sagt Eliasson, „und die waren vom Boot schwer beeindruckt, vor allem aber auch vom Cockpit!“
Anfangs wurde noch überlegt, eine Travellerschiene für die Großschot im Cockpit zu installieren. Dann kam man aber schnell wieder davon ab, denn das würde nicht zu dem eigentlichen Zweck der Yacht, als schnelle Familienyacht, passen. Stattdessen wurde zum Regattasegeln ein Fußßblock für die Großschot auf dem Cockpitboden montiert, der sich bei Bedarf auch sehr einfach wieder entfernen lässt. „Es ist ja unser Ziel auszuprobieren, wie weit wir gehen können, ohne das ursprüngliche Konzept der Yacht zu verändern oder gar zu beeinträchtigen“, erklärt Eliasson. „Daher ist es auch so wichtig, dass diese C38 jederzeit auch als reine Familien‐ und Fahrtenyacht genutzt werden kann. Ohne Abstriche!“
Aber dafür eben mit besonders viel Segelspaß.